Dirndl Porno (German Edition) by Karosser Andreas

Dirndl Porno (German Edition) by Karosser Andreas

Autor:Karosser, Andreas [Karosser, Andreas]
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
ISBN: 9783863584047
Herausgeber: Emons, H J
veröffentlicht: 2014-04-15T22:00:00+00:00


Da Capo

Donnerstag, Tag 3 nach dem Mord an Sarah Lubner

Lorenz und Franzi betraten das Bad Feilnbacher Kuramt, wo die beiden von einer hübschen, außerordentlich jungen Bürokraft begrüßt wurden. Lorenz fand, dass sie nicht so richtig in ein Kuramt passen wollte, in seiner Vorstellung hätten hier rundliche alte Matronen sitzen sollen, die muffige Akten wälzten und permanent schlecht gelaunt waren.

Das Mädchen war die einzige anwesende Person im Raum, obwohl es noch drei weitere Arbeitsplätze gab und es bereits kurz nach zehn Uhr war.

Bernhard Eibl hatte die beiden Beamten wohl kommen hören, denn noch während die Vorzimmerdame ihre Begrüßungsfloskel aufsagte, steckte er seinen Kopf durch die Tür und bedeutete ihnen, in sein Büro zu kommen.

Als sie mit je einer Tasse Kaffee vor seinem Schreibtisch saßen, sagte Eibl: »Mein Arbeitsplatz quillt über wegen der Geschichte mit dem Mord. Außerdem ist die Frau Bürgermeister nach wie vor auf Reha, und ein Großteil ihrer Arbeit landet bei mir.«

Lorenz’ Blick glitt über die Berge von Akten, bunten Prospekten und geöffneten, aber offensichtlich ungelesenen Briefen auf Eibls Schreibtisch, und er fühlte so etwas wie Mitleid für den Mann. Lorenz hasste Büroarbeit. Auf seinem Schreibtisch gab es zwei Stapel: einen für Dokumente und Unterlagen, die frisch eingetroffen waren, und einen für besonders wichtige Angelegenheiten. Dokumente von Stapel eins wanderten dann irgendwann entweder in den Papierkorb oder auf Stapel zwei. Und diesen schob er im Dreiwochenrhythmus komplett in den Reißwolf. Bisher war er mit dieser Taktik stets ganz gut gefahren, und die chaotischen Zustände in seinem alten Präsidium hatten im Fall des Falles immer noch die Ausrede zugelassen, dass er besagtes und nun vermisstes Schreiben oder Memo nie erhalten hätte.

»Und als ob der Bürokram nicht genug wäre, halten Sie nun auch noch zwei Polizisten von Ihrer Arbeit ab«, scherzte Franzi.

»Frau Graßmann, ich kann Ihnen versichern, der größte Anteil an Papier hier ist dem unerfreulichen Tod der jungen Frau Lubner geschuldet. Medien funktionieren heute nach dem Prinzip des eruptiven Skandals. Der Auslöser, in unserem Fall Sarah Lubners Tod, genügt schon lange nicht mehr, um den Hunger der Boulevard-Presse zu stillen. Nein, da muss daraus gleich der Niedergang des Kurorts eingeleitet werden, der Tod nach dem ›Trachtenstrip‹, das Mörderdorf an den Alpen. Und da die Öffentlichkeitsarbeit in meinen Aufgabenbereich fällt, darf ich mich nun auch mit diesem medialen Dünnpfiff herumschlagen und retten, was zu retten ist. Darum gibt es derzeit niemanden, den ich so dringend brauche wie Sie beide, auf dass Sie den Fall so schnell wie möglich lösen, bevor mir der Himmel über dem Kopf zusammenbricht. Sie haben also meine ungeteilte Aufmerksamkeit und alle Zeit, die Sie von mir benötigen.«

»Heißt es im Marketing-Jargon nicht immer, dass es keine negative Publicity gibt, nur Publicity?«, fragte Lorenz.

»In dem Fall sollten Sie mich auch zu Ihrem Verdächtigenkreis zählen. Leider aber gilt dieses Gesetz für einen Kurort nicht. Die Imagepflege gestaltet sich hier sehr viel schwieriger. Es genügt nicht, nur in den Medien präsent zu sein, nein, das vermittelte Gefühl muss stimmen. Sehen Sie, mit dem Zusammenbruch des klassischen Kursystems mit seinen von den Krankenkassen subventionierten Patientenschwemmen müssen nun auch wir uns auf dem Markt behaupten.



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